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Challenger Velomobil Erfahrungsbericht

Das zweite Challenger Velomobil ist inzwischen auf deutschen Straßen unterwegs und ein drittes wird demnächst dazukommen. Detlef aus dem hohen Norden der Republik ist sozusagen Challenger Pionier und hat für uns einmal seine ersten Erfahrungen aufgezeichnet. Basis für dieses Challenger ist ein ungefedertes ICE QNT (Bauzeit bis 2009). Natürlich ist die Challenger Velomobilverkleidung auch für die aktuellen und optional vollgefederten ICE Sprint erhältlich. Wir wünschen euch viel Spaß bei der Lektüre :-)!

Mein Challenger – Erfahrungsbericht

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Im folgenden möchte ich euch ein wenig von meinen Erfahrungen auf dem ersten 700 km mit meinem neuen Challenger berichten. Der normale Fahrbetrieb ist eigentlich eher schnörkellos. Man rollt zügig durch die Lande und gut. Daher will ich an dieser Stelle hauptsächlich auf die Besonderheiten eingehen.

Fahrt im Nebel

Draußen sind es frostige 2°C, doch was zieht man im Velo an? Die Erfahrungen der letzten Tag geben schnell den richtigen Hinweis: Kurz reicht völlig. Soweit so gut. Dann nach 2-3 km merke ich daß die Scheiben langsam beschlagen. Später sieht man ein interessantes Schauspiel, wie die Beine sich zur dampfenden Nebelquelle entwickeln, der sich an den kalten Aussenscheiben niederschlägt. Da nützt es auch nicht, daß sich vorne im Challenger zwei Lüftungslöcher befinden. Für diese spezielle Situation sind diese einfach zu klein. Da hilft nur alle 5 km ein Zwischenstop zum Wischen.
Ein paar Tage später bin ich bei ca. 5°C unterwegs. Das selbe Problem? Fehlanzeige nur drei Stops auf der 30km langen Strecke sind notwendig um die Sicht klar zu halten. Noch weiß ich nicht, ob es an der konkreten Situation oder an den Außentemperaturen lag.

Wind

Die Aerodynamik, daß war das was ich mit dem Challenger neben dem Wetterschutz deutlich verbessern wollte. Fazit: Ein voller Erfolg. Ca. 5-7 km/h bringt die Verkleidung gegenüber dem QNT ohne Verkleidung. Auf meiner zumeist ebenen Fahrt rollt der Challenger damit zügig durch den Wind, egal von vorn oder von hinten. Respekt habe ich vor starkem Seitenwind (oder auch entgegen kommenden LKW). Unerwartete Böen können ein vielleicht schon mal aus der Bahn bringen. Bislang lief jedoch alles einwandfrei.

Bergauf

Das bei 38 kg Gesammtgewicht Bergauf keine Geschwindigkeitsrekorde zu erwarten sind war mir von Anfang an klar. Allerdings kenne ich mittlerweile auch jede noch so kleine Erhebung in der näheren Umgebung die ich vorher nie wargenommen habe. Zum Glück liefert die Schaltung genug Spielraum um im in den kleinen Gängen jede Steigung zu meistern.

Bergab

Bergab kann man’s mal richtig gehen lassen. Dabei habe ich mich mit der sehr direkten Tiller-Lenkung bei 65 km/h schon recht unwohl gefühlt. Schneller muß wirklich nicht sein. Gut zu Wissen, daß man sich auf die beiden Juicy 7 Scheibenbremsen rundum verlassen kann.

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Velomobile müssen überholt werden

so könnte man meinen wenn man manchmal zügig durch die Ortschaften rollt. So war ich vor kurzem innerorts mit ca. 45 km/h unterwegs als mich noch kurz vor Straßenende und Verkehrsinsel ein Autofahrer überholte. Irgendwann hat er denn wohl doch gemerkt das es knapp werden könnte und kurz vor der Insel eine kräftige Bremsung gemacht. Auch wenn man mit knapp über 30 km/h durch die 30er Zonen fährt erlebt man immer wieder Überholmanöver die darauf hinweisen, daß die Geschwindigkeit eines Velos wohl deutlich unterschätzt wird. Auf Landstraßen hingegen erlebt man oft ein völlig anderes Bild: Erst nach 100 – 150 m wechseln viele Autofahrer wieder auf die rechte Spur.

Heimsauna

Bei 25°C in der Sonne bleibt kein Auge trocken… und vor allem kein T-Shirt. Hier wünscht man sich im Challenger deutlich mehr Belüftungsmöglichkeiten. Dem Erbauer des Challenger ist dieses Problem nicht ganz unbekannt und so werden im Moment verschiedene Konzepte angedacht, wie ein zusätzlich Lüfter, eine “Kabrio”-Verdeck-Version und ein “Soft-Cover”, was immer das sein mag. Ich bin gespannt was dabei heraus kommt und werde an dieser Stelle Berichten, wenn ich was neues höre.

Singing in the rain

Das mir das Radfahren im Regen mal Spaß machen könnte hätte ich nie gedacht, doch beim Challenger ist dies durchaus angenehm. Da sitzt man verschwitzt “im Trockenen”, betätigt gelegentlich den Wischer und schaut wie die Umwelt Schutz unter Dächern und Bäumen sucht. Dazu geben die Reifen auf der nassen Straße in beruhigendes Zischeln wieder und man ist enttäuscht, wenn man denn am Ziel angekommen ist und aussteigen muß.

Beschleunigen

Zum Brötchen holen sind’s bei mir 14 km (Hin- u. Rückweg gesammt) und der tägliche Arbeitsweg liegt bei 62 km (2x 31). Nach meinen ersten Erfahrungen kann ich sagen: Der Weg zum Brötchen holen ist zu kurz! Um knieschonend zu Beschleunigen sollte man schon mal 1000 m einplanen. Ungünstig ist es, wenn dann die nächste bremsende Abbiegung schon vor einem liegt. So kommt man auf keinen sonderlich guten Schnitt, selbst wenn man zwischendurch auf 45 km/h beschleunigen kann.

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3×6 statt 3×8

so stellt sich momentan die Situation mit meiner Dualdrive-Schaltung dar. Grund dafür ist, daß der Raum für die Kettenschaltung hinten im Velo etwas eng ist. Der Hersteller hat dieses Problem bereits erkannt und kostenlose Nachbesserungen in Aussicht gestellt.

Schlag auf Schlag

Bislang war die Wegbeschaffenheit der Straßen auf dem Arbeitsweg ok für mich. So hatte ich auf dem ungefederten ICE QNT einen Satz Kojaks, welche rund und gut auf allen Wegen laufen. Mit dem Challenger hat sich dieses Bild deutlich gewandelt. Mittlerweile bin ich Experte im Schlagloch sichten, denn jedes Schlagloch scheppert gewaltig im Challenger.

Die richtige Bereifung

Deutlich ruhiger ist es geworden, nachdem ich die Kojaks dann durch Big Apples (50mm) ersetzt habe. Dies scheint die deutlich bessere Variante zu sein.

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Nur fliegen ist schöner

Abends lassen sich viele Fliegen auf dem warmen Asphalt nieder. So kommt es, daß der Challenger sich Abends schon mal mit seiner im Fußbereich nach unten offenen Karosse zu einem waren Fliegensauger entwickelt. Die Tummeln sich dann vor den Augen des Fahrers in der Kabine und flüchten Richtung Licht… wenn da diese Scheibe nicht wäre. Einzige Abhilfe in solchen Momenten: Klappe auf und raus damit.

Gepäckfahrt

Viel bekommt man im Challenger wohl nicht mit. Der Kofferraum ist relativ groß, aber so richtig viel möchte ich der Karosse nicht zumuten wenn man sieht, wie die Verkleidung aufgehängt ist. Hier wäre es eventuell noch von Vorteil, wenn es bei der Leichtbauweise so etwas wie einfach zu tauschende Halterungsteile mit “Sollbruchstellen” geben würde für den Fall daß das Rad mal total überlastet wird (Vandalismus, Personen kletter drauf o.ä.).

Der erste Kontakt

mit der Rennleitung verlief heute mit gemischten Gefühlen. Ich bin zwar schon öfter mal von denen Überholt worden, allerdings ohne irgendwelche Folgen. Heute war ich (eigentlich nur wegen eines Umweges) auf dem Radweg unterwegs und hatte 400 m den Radweg in der falschen Fahrtrichtung genutzt um ein 4-faches Überqueren der Straße zu vermeiden. Mein Verhalten war mit Sicherheit regelwidrig, aber über Sinn und Unsinn dieser Regeln gibt es genügend Threads. Nachdem ich meine 10 Euronen bezahlt hatte kamen dann noch die üblichen Fragen nach Geschwindigkeit, Kosten des Velos usw. (siehe FAQ). Man äußerte noch Verständnis für mein Verhalten, könne aber keine Ausnahme machen. Am Fahrzeug wurde nach ausgiebiger Inspektion nichts beanstandet.

Fazit

Mit einer Vollverkleidung ändern sich die Fahreigenschaften des QNT-Trikes gravierend. Für mich überwiegen dabei die Punkte wie Wetterschutz, Geschwindigkeit und einfaches Gepäckverstauen. Mein Arbeitsweg mit vielen kilometerlangen Geraden auf insgestammt 31 km Länge eignet sich optimal für dieses Gefährt. Da sich entlang dieser Strecke kaum Radwege befinden erübrigt sich die leidige Radweg-Diskussion. So genieße ich den Arbeitsweg nun auf eine völlig neue Art und Weise. Wetterberichte werden nebensächlich und der Fahrspaß wird gratis mitgeliefert.

Technische Daten

Gewicht und Außenmaße wurden mit Personenwaage und Gliedermaßstab abgeschätzt. Darum bitte das ganze nicht zu sehr auf die Goldwaage legen.

* Gewicht inkl. Pedale : 38 kg
* Länge über alles : 256 cm
* Breite über alles : 82 cm
* Höhe : 106 cm
* Basis Fahrzeug : Ice QNT, ungefedert
* Schaltung : DualDrive 3×8 Gänge
* Geschwindigkeit : ca. 31er Schnitt gegenüber 25er Schnitt auf dem nackten QNT

Schlagwörter

2 Gedanken zu “Challenger Velomobil Erfahrungsbericht

    • icletta">icletta
      1. Juni 2011

      Hallo Detlef,

      vielen Dank noch einmal an dich für den ausführlichen Bericht, der hoffentlich vielen anderen interessierten Trikefahrern bei der Entscheidungsfindung unterstützt.

      Beste Grüße aus Weiterstadt
      Kirk

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